Für die meisten Mannschaftsspieler stellen die Doppel zum Beginn eines jeden Punktspieles eine lästige Pflicht dar. Viele Tischtennisspieler haben sich ja schließlich gerade Tischtennis als ihren Sport ausgesucht, weil sie keinen Teamsport betreiben wollten. So ist es nicht verwunderlich, dass man bei der Beobachtung vieler Eingangsdoppel (auch in höheren Spielklassen) immer wieder den Eindruck gewinnt, dass dort vier Individualisten jeweils Einzel spielen und der Partner dabei eine Behinderung darstellt.
Dabei kann man bereits im Aufschlag-/Rückschlag-Bereich unter Beachtung einiger Grundregeln wesentlich erfolgreicher spielen. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass ich im Doppel nicht meinen eigenen nächsten Ball vorbereite sondern den meines Partners. So ist es zu erklären, dass in vielen Fällen nicht das Doppel mit den nominell besseren Einzelakteuren gewinnt, sondern das Duo mit dem besseren Teamspiel.
Zunächst ein paar grundlegende Überlegungen zur Zusammenstellung erfolgreicher Doppel.
Grundsätzlich gilt:
- Partner mit unterschiedlichen Laufwegen stehen sich seltener im Weg (z.B. Spieler mit einem tischnahen Offensivspiel mit einem Offensivspieler in der Halbdistanz)
- Bei unterschiedlicher Händigkeit und gleicher Dominanz (VH-VH) können beide Partner vorwiegend ihre starke Vorhand einsetzen. Ihre Laufwege sind deutlich ökonomischer als bei einer Rechts/Rechts Kombination
- Links/Links bietet Vorteile gegenüber Rechts/Rechts, da beide wie gewohnt aufschlagen können. Beim Rückschlag mit der Vorhand kann der Ball früher getroffen werden, da die Grundlinie des Tisches keine Behinderung darstellt.
- Links/Links Doppel sind eher selten anzutreffen, weil die Linkshänder statistisch gesehen deutlich in der Unterzahl sind und sie deshalb häufig mit einem Rechtshänder spielen.
1. Die Aufschlagtaktik:
Gegen offensiv eingestellte Doppel sind kurze- bzw. halblange Aufschläge zu bevorzugen. Lange Aufschläge führen, gegen gute Rückschläger, häufig zum Nachteil, da der Rückschläger auf Grund der Aufschlagregel im Doppel sich nur auf seine rechte Tischhälfte konzentrieren muss. Somit ist ein Rückschlag (Topspin) mit hoher Qualität die Folge.
Lange Aufschläge können in den unteren Spielklassen Sinn machen, wenn von dem jeweiligen Rückschläger keine Offensivaktion zu erwarten ist (reiner Abwehrspieler ).
Trotzdem man beim Aufschlag nur in die linke gegnerische Tischhälfte spielen darf, kommt der Platzierung eine entscheidende Bedeutung zu. Um dem Gegner einen Rückschlag in die tiefe Vorhand zu erschweren, sollte der Aufschlag nahe an die Mittellinie gespielt werden. Zudem ist, bei dieser Platzierung ein kurzer Aufschlag (Ball würde zweimal auf der gegnerischen Seite aufspringen) wesentlich leichter zu spielen.
2. Rückschlagtaktik
Gegen offensiv ausgerichtete Doppel bieten sich kurze- bis halblange Rückschläge an, um die gegnerische Eröffnung zu verhindern oder zumindest zu erschweren. Lange Rückschläge, aggressiv über die tiefe Vorhand können eine `schlechte` Eröffnung provozieren und somit meinen Partner gut ins Spiel bringen.
3. Grundsätze der Doppeltaktik:
- Die Wahl der Platzierung sollte sich nicht ausschließlich an den Stärken und Schwächen der Gegner orientieren sondern ebenso die Stärken und Schwächen des eigenen Partners berücksichtigen.
- Platzierungen so wählen, dass sich die Laufwege des gegnerischen Doppels kreuzen (ist abhängig von der Händigkeit der Gegner)
- Gegen Doppel mit gleicher Händigkeit findet die Nachspieltaktik Anwendung (Ball zur Platzierung zurückspielen, aus der er gekommen ist, da bei rechts/rechts bzw. links/links beide Spieler die gleichen Laufwege haben).
- Gegen rechts/links Doppel wird 1-1 (Ball in die andere Seite) gespielt.
- Für ein rechts/links-Doppel: Der Rechtshänder platziert oft in Rückhand und Mitte, damit sein Partner nicht in der weiten Vorhand angespielt werden kann. Dementsprechend sollte der Linkshänder oft in Vorhand und Mitte spielen.
Es empfiehlt sich dabei, zunächst einmal (je nach Können) durch einfache Aufschlag-/Rückschlag-Übungen die obigen Regeln isoliert im Training nachzuvollziehen (auch durchaus mit bewusst "falscher Taktik") und sich z.B. mittels Balleimertraining an die rotierende (rechts/rechts) bzw. V-förmige Bewegungsart (rechts/links) zu gewöhnen.
Übungen
ÜBUNG 1
Aufschlag (unregelmäßig) kurz in Mitte oder kurz in Vorhand, Rückschlag jeweils frei oder mit Nachspieltaktik und Ballwechsel zu Ende spielen.
Modus: 40 Punkte ausspielen, jeder Spieler hat je 2x 5 Aufschläge, Wechsel nach 5 Aufschlägen
ÜBUNG 2 a (Balleimer für rechts/rechts)
Unterschnitt oder Oberschnitt-Einspiel in Mitte, Spieler rotieren um eine Stange und spielen den Ball.
ÜBUNG 2 b (Balleimer für rechts/links)
Unterschnitt oder Oberschnitt-Einspiel in Vorhand oder Mitte, Spieler bewegen sich jeweils V-förmig zum Ball.
Modus: 8 Sequenzen à 8-10 Bälle, zwischen den Sequenzen 30-60 Sek. Pause
ÜBUNG 3 (rechts/rechts gegen rechts/rechts)
Aufschlag kurz in Mitte
Rückschlag in tiefe Vorhand oder aggressiver Schupf in Mitte
aus tiefer Vorhand: Topspin in tiefe Vorhand oder Wechselzone (Ellbogen)
aus Mitte: platziert mit Spin in eine Ecke
Dann frei